Das Leipziger Neuseenland praegt sich hauptsaechlich aus den 3 neuesten
Tagebaurestloechern rund um Markkleeberg, die wohl ueber kurz oder lang zu den
reichsten und attraktivsten Gemeinden des Landkreises Leipzig zaehlen wird.
Sollte der Cospudener See, der Markkleeberger See und der Stoermthaler See
einmal von Menschen ueberfuellt sein, muss man noch lange nicht auf Erholung am
Wasser verzichten. Gab es doch schon vor der Flutung der Tagebaugewaesser
etliche Seen im Umland.
Der Stausee Roetha war ab den 80er Jahren nur noch
Brauchwasserbecken fuer die umliegenden Kraftwerke. Das Wasser stammte aus der
ohnehin verseuchten Pleisse und der See ist bis zur geschaetzen halben
Wassertiefe verschlammt. Der Schlamm wurde am Zufluss versucht abzubauen,
stellt aber im gehobenen Zustand quasi Sondermuell dar, da er aus Phaenolen und
anderen chemischen Substanzen bestand. Bis in die 70er Jahre hinein stellte der
Stausee Roetha aber ein attraktives Naherholungsgebiet dar. Die Obstweinschenke
mit ihrem grossen Schankgarten war ein beliebtes Ausflugsziel und auf dem See
gab es Segel- und Bootsverleih. Spaeter traute sich dann nur noch der am
Grundablass ansaessige Kanusportverband aufs Wasser. Seit der Jahrtausendwende
ist dem Gebiet um den Roethaer Stausee eine umfassende Rekultivierung erfahren.
Ausfuehrungsverantwortlich ist die Talsperrenmeisterei Roetha, die am Stausee
ihren Sitz hat und fuer die Fluesse und Seen in ganz Westsachsen zustaendig ist.
Der Wirtschaftsweg um den See ist asphaltiert, das Gelaende in einem Guertel von
50 Meter um den See vollstaendig abgeholzt. Auf Bildern von frueher wuerde man
das Gelaende nicht wieder erkennen. Auch die Obstweinschenke wartet auf
Wiederauferstehung. Ein Konzept fuer ein Seehotel mit Bungalows ist zwar
erstellt, jedoch fehlt es an Infrastruktur und Integration ins Neuseenland.
Nur
ein Katzensprung vom Roethaer Stausee entfernt liegt Kahnsdorfer See, Hainer
See, Haubitzer See - alles neu geschaffene Gewaesser aus Tagebaurestloechern.
Inmitten der Seen liegt das Oertchen Kahnsdorf, welches durch neu gebaute
Strassen hervorragend verkehrstechnisch angebunden ist. Von seiner Aufgabe als
zukuenftige Lagunenstadt mit Yachthafen und Taucherparadies weiss es allerdings
noch nichts. Friedrich Schiller war hier und eine Tafel an seinem Wohnhaus
erinnert an seinen Aufenthalt und der Erschaffung seiner "Ode an die Freude".
Wenn man den Hinweisen "Zum Park" folgt, findet man das Haus und bekommt den
Eindruck, dass die Bewohnung durch den Dichter-Star gar nicht so lange her ist.
Vom Hainer See kann man die Strasse zum Espenhainer Werk einschlagen und dessen
Nichtmehrvorhandensein bewundern oder faehrt Richtung Grosszoessen/Eula. Man
landet jedes Mal auf der B95 Richtung Borna/Chemnitz.
Wenn man am Gewerbegebiet
Eula mit grosser gelber Tankstelle vorbeigefahren ist und in der Talsole
Kesselshain beherzt von der B95 eine kleine Strasse einbiegt und dieser immer
gerade aus folgt, landet man am Speicherbecken Witznitz. Ein grosses Pumpwerk
erinnert an vergangene Zeiten und vom Wehr hat man einen guten Ueberblick auf
das Gewaesser, was zum Angeln und Baden geeignet ist. Wenn man in Kahnsdorf
geradeaus weiter faehrt, kommt man in Borna auf der Strasse nach Deutzen heraus.
Die Strasse erreicht man auch, wenn man von Eula die B95 weiterfaehrt nach Borna
hinein, durch den ganzen Ort durch Richtung Altenburg/Deutzen und dann ebend
kurz vorm Bahnhof nach Deutzen rechts abbiegt. In Borna selbst kommt man am
Breiten Teich vorbei - ein huebsch anzusehendes Gewaesser, auf dem es auch mal
einen Bootsverleih gab. Auf der Strasse nach Deutzen befindet sich links hinter
einem Damm das Speicherbecken Borna. Eine Zufahrt mit dem Auto war nicht
moeglich. Die kleinen Hinweise auf die "Adria" sind fuer Radfahrer gedacht und
verlieren sich auch kurz vorm Ziel. Das Gewaesser ist zwar fuer Hochwasserschutz
und Fischzucht gedacht, aber auch zur Naherholung geeignet.
Wenn man von Borna
weiter ins Altenburger Land Richtung Altenburg faehrt, biegt man kurz hinter der
Landesgrenze in Treben links ab nach Fockendorf zur Talsperre Windischleuba.
Dies war frueher ein beliebtes Ausflugsziel, derzeit wird die Talsperre
generalueberholt und so ist der Wasserstand sehr gering. Fast das ganze Ufer ist
mit Schilf eingefasst und das beliebte Ausflugslokal am Suedufer liegt gar nicht
mehr so richtig "Am See". Badegaeste begeben sich deshalb zu Fuss oder mit dem
Auto nach Pahna. Pahna ist zum Vergleich der Tagebauseen in Markkleeberg und
Kahnsdorf geradezu winzig, jedoch gibt es am Wochenende jede Menge Badegaeste
aus dem Umland. Das Wasser duerfte auch um einige Grade waermer sein als die
tiefen Tagebauseen. Einen Campingplatz gibt es ebenfalls am See mitten im Wald.
Vermissen laesst sich an dieser Stelle auch das Gesamtkonzept des Leipziger
Neuseenlandes. Die Speicherbecken rund um Borna sind keine
Bergbaufolgelandschaft und gehoeren nicht der LMBV, die Gewaesser weiter
suedlich gehoeren schon in ein anderes Bundesland. Nicht selten begegnet man
aber Touristen die ueber die Gemarkung hinaus die Gegend erkunden wollen. Bleibt
zu hoffen, dass sich hier noch eine Dachorganisation findet, die die Gewaesser
und die jeweiligen Betreiber miteinander vereint. Durch die Groesse und Menge
der Seen sollte auf Jahre ein konkurrenzloses Wirtschaften moeglich sein.
Frank Klöker, Sep. 2008
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