Paddeln wird wie ueberhaupt Bootfahren im Leipziger Neuseenland die Sportart
schlechthin sein, wenn etwa Stoermthaler See mit Markkleeberger See oder
Cospudener See mit Zwenkauer See und Leipziger Innenstadt miteinander verbunden
sind. Die Infrastruktur in Form von Kanaelen, Bruecken und Wehren sind
groesstenteils schon geschaffen. Es fehlt nur noch der einheitliche Wasserstand
und eine gleichgute Wasserqualitaet. Paddeln und Segeln kann man jetzt schon
separat auf dem Cospudener See und dem Markkleeberger See.
Uns interessierte das
vielerorts angepriesene Paddeln in Leipzig. Startpunkt dazu koennte einmal sein
der Pier 1 am Cospudener See. An seiner Suedseite faehrt man entlang bis zu
einer Schleuse am Ostufer, die den Flossgraben entlang an der Lauer von der
Weissen Elster fuehrt. Aber Vorsicht: Manche Informationen und Karten sind
entweder veraltet oder ihrer Zeit voraus. An der Wehranlage Grosszschocher wird
zwar gebaut, aber den fuer 2007 anvisierten Fertigstellungstermin kann man
getrost vergessen. Stattdessen muss man das Kanu vom Niedrigwasser fuehrenden
Flossgraben ueber eine stark befahrene Strasse bis zur Weissen Elster tragen. In
Leipzig selbst gibt es auch noch die eine oder andere Brueckensperrung wegen
Baustelle und so lohnt sich der Besuch eines ortsansaessigen Kanu-Verleihers,
der die tagesaktuelle Situation in seinem Ausleihgebiet kennt.
Wir haben uns
fuer Bootsverleih Herold entschieden, der sowohl eine Station am Cospudener See
als auch in der Leipziger Innenstadt hat. Die Antonienstr. 2 im Stadtteil
Schleussig ist gut von der B2 aus im Leipziger Suedwesten erreichbar.
Vorreservierungen gibt es nicht, es scheinen ausreichend Boote verfuegbar zu
sein. Beliebt ist offenbar schon das After-Work-Shipping, denn nach 16:00 Uhr
sind recht viele Betriebsgruppen anzutreffen, waehrend tagsueber die Gewaesser
den japanischen Touristen vorbehalten sind. Ausgestattet mit einem Handzettel
als Lageplan beginnt die Fahrt am Bootssteg der Weissen Elster Richtung Norden.
Je nach Jahreszeit praesentiert sich das Ufer im satten Gruen mit kuerzlich
renovierten Industriebauten und neuen Reihenhaeusern mit eigenem Bootsanleger.
Vorbeischwimmende Tiere sind sehr zutraulich und erwarten diverse Almosen, um
nicht zu sagen: Wegezoll. Zwischen Nonnenbruecke und Koenneritzbruecke gibt es
einige Restaurants am Ufer, die aber nicht unbedingt in den Wassersportlern ihre
potentielle Kundschaft sehen. Es fehlt so was wie ein "Ship-In" oder aehnliche
Oertlichkeiten zur Einnahme eines Snacks. An dieser Stelle gibt es auch noch die
Ausleihstation "Klingerweg". Den vom Verleiher ausgehaendigten Plan kann man
getrost vergessen. Die Navigation soll anhand der Bruecken auf dem Gewaesser
durchgefuehrt werden. Schlecht nur,wenn die Bruecken nur auf dem Plan
beschriftet sind aber nicht in der Realitaet. Deswegen nummeriert man die
Bruecken ab Startpunkt entweder durch oder faehrt direkt weiter bis zum oberen
Elsterwehr, auch Palmgartenwehr genannt. Die aus Backstein bestehende Wehranlage
ist von weitem schon durch Warnschilder und Bojen gut zu erkennen und beim
Heranpaddeln gut zu hoeren. Rauscht das Wasser an der Stelle doch gut 5-6 Meter
tief ins Elsterbecken vorm Zentralstadion. Den etwas breiteren Strom kann man
dann hinauffahren quer durch den Clara-Zetkin-Park. Links befindet sich die
Pferderennbahn und rechts kaeme man auf dem Landweg wieder zur
Bootsausleihstation. Der Fluss gabelt sich bald und wuerde rechterhand durchs
Elsterflutbett wieder zur Antoniensstrasse fuehren, jedoch gibt es da eine
groessere Wehranlage. An dieser Stelle fehlt dann auch noch der oben
beschriebene Durchbruch zur Lauer und dem Cospudener See. Die Flussgabelung
links fuehrt die Pleisse hinauf bis zum Connewitzer Wehr. Die Wasserqualitaet
wird zunehmend schlechter, weswegen sich ein Umtragen der Boote hier nicht
lohnt. Faehrt man zurueck bis zum Palmgartenwehr kann man rechts in einem
Seitenarm die Kaethe-Kollwitz-Strasse langfahren. Die Fahrt endet aber hier im
Morast. Vom Palmgartenwehr links fuehrt noch ein kleiner Kanal bis zum Gelaende
der Kleinmesse. Die Kleine Luppe fuehrt hier an mehreren Wehranlagen parallel
zum Elsterbecken entlang und vereint sich weiter oben wieder kurz vorm Auensee.
Wenn man vom Palmgartenwehr wieder zurueckfaehrt bis zum Klingerweg hat man an
der Nonnenbruecke beim ersten Vorbeifahren vielleicht eine Kanaleinfahrt
uebersehen, die mit etlichen Verbotsschildern gespickt ist. Keine Angst! Die
Schilder beziehen sich nur auf das Gelaende links und rechts der Einfahrt,
welches wie viele anderen Bootsstege Privatgrund sind. Der Karl-Heine-Kanal
fuehrt noch etliche Kilometer durch den Stadtteil Plagwitz mit vielen
altertuemlichen Wohnhaeusern und Bruecken. Nach wenigen Metern begegnet man dem
"Riverboat", in dem die gleichnamige Sendung des MDR produziert wird. Das
Stelzenhaus wenige Flusswindungen weiter beherbergt ein Restaurant, welches zwar
einen Anlegesteg hat, aber auch nicht auf Wassertouristen eingestellt ist. Der
Fluss endet am "Kanal-Cafe" in Neulindenau. Das Motorschiff "Weltfrieden" hat
hier sein zu Hause und man koennte sich zum Cafe und Kuchen niederlassen, wenn
man das Paddelboot am Steg festmachen koennte! Diesbezuegliches Utensil fehlt
aber beim Bootsverleih Herold genau wie eine Plastiktonne zum wasserdichten
Transport von Wertsachen oder Zweitkleidung. Die zu Bootshaus Herold gehoerenden
Kapitaene der Ausflugs-Motorboote sind zwar sehr ruecksichtsvoll bei der Passage
auf Wasser, jedoch gibt es auch ungestueme Sportboot-Fahrer, die die
Geschwindigkeit ebend nicht drosseln oder nicht immer hingucken wo sie
hinfahren. Fazit: Eine Paddeltour durch Leipzig macht durchaus Sinn, wenn man
nicht den Anspruch hat, per marinus die ganze Stadt zu entdecken. Das
Gesamtkonzept laesst noch auf sich warten und Beschilderung gibt es noch keine
fuer die "Wasserstrassen". Dafuer geniesst man noch Leere und fast Einsamkeit
inmitten einer grossen Stadt.
Links:
Frank Klöker, Sep. 2008
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